Donnerstag, 14. Mai 2020

Ein normaler Vormittag in Isolation

Ein Donnerstag. 6 Uhr am Morgen klingelt der Wecker, nicht meiner - aber ich bin wach, nach 3 Stunden unruhigem Schlaf.
Mein Freund steht auf, bereitet sich für den Tag vor und geht zur Arbeit. Ich bleibe im Bett liegen, noch ungefähr drei Stunden. Dann stehe auch ich auf, Medikamente einnehmen, Zähne putzen, Gesicht waschen und Wäsche aufhängen.
Mein Gang in die Küche war flink, denn ich brauche meinen Kaffee. Der Abwasch wurde nicht erledigt. Genervt wasche ich also ab und bereite mir meinen Kaffee mit Milchschaum vor. Der erste Schluck ist wie immer ein Genuss. Ich mache den Fernseher an und setze mich für ein paar Minuten auf die Couch. Dann schalte ich den Ofen an und backe mir ein Brötchen auf, nehme es nach 8 Minuten raus und belege es mit Lachs auf der Einen und Camenbert auf der Anderen Hälfte. Ich begebe mich wieder auf das Sofa und frühstücke. Nach dem Frühstück lasse ich die Serie laufen, nehme mir meinen Laptop dazu und beginne die erste Vorlesung durch zu arbeiten. Normalerweise brauche ich dafür nur 45 Minuten, heute aber fast zwei Stunden.
Eigentlich habe ich noch viel vor mir, da ich Gestern nichts gemacht habe. Ich kann mich nicht aufraffen und verweile auf dem Sofa bis mein Freund wiederkommt.
Ich habe wieder Hunger. Besonders viel haben wir nicht mehr da, aber genug um ein leckeres Restessen zu zaubern. Kochen beruhigt mich, kochen lässt mich kreativ werden. Ich weiß einfach, was zusammen passt und wie man würzt. Es gibt Nudeln mit einer Hackfleisch, Sahne, Paprika, Tomaten(+mark), Jogurt, Karottensoße. Ich esse und genehmige mir danach noch ein Eis.
Alle anderen gehen ab morgen bestimmt wieder ins Restaurant und treffen sich mit ihren Freunden. Ich bleibe hier. In meiner 1 Zimmer Wohnung. Nur mein Freund geht wieder arbeiten. Ich bleibe im Home Office und an der Universität ist weiterhin keine Präsenz. Zuhause.. Ich vermisse immer mehr meine Eltern. War es zu früh um auszuziehen? Ich war gerade vier Monate 18 Jahre alt. Vielleicht kommt mich ja jemand besuchen. Meine Freunde, die mit ihrem Abitur endlich fertig sind. Das wäre etwas Abwechslung. Seit nun zwei Monaten sitze ich hier. Seit zwei Monaten probiere ich jeden Tag um 8 Uhr aufzustehen um Produktiv zu sein. Doch seit Dienstag ist etwas anders - ich bleibe lieber liegen, dabei habe ich mehr zu tun als je in dieser Zeit zuvor. Heute stehen noch drei Abgaben an, bis 0 Uhr.
Zwei davon sind Gruppenarbeiten. Also mache ich es wohl wie immer alleine und die anderen erhalten die Leistungspunkte dafür. Ich habe dann natürlich weniger Zeit zum lernen. Ich bestehe dann am Ende des Semesters weniger Prüfungen als alle anderen. Ich kann nicht mehr. Was kann ich ändern. Drauf ansprechen darf man die Menschen heute wohl nicht mehr. Ich habe dadurch M verloren. Ich vermute das belastet mich auch besonders. M fühlt sich verletzt weil Ich seit 4 Wochen ihre Hausaufgaben mit bearbeite. Oder wie darf ich das verstehen?

Mal sehen, was der Tag noch hergibt.

Ein normaler Vormittag in Isolation

Ein Donnerstag. 6 Uhr am Morgen klingelt der Wecker, nicht meiner - aber ich bin wach, nach 3 Stunden unruhigem Schlaf. Mein Freund steht au...